(ok) Jeden Mittwoch finden in Hong Kong Island auf dem Happy Valley Racetrack, der noch von den Briten erbaut worden ist, Pferderennen stattt. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und wer weiß, vielleicht kann man ja auch ein wenig die Urlaubskasse aufbessern.
Die Rennstrecke befindet sich ganz in der Nähen von unserem Hotel (also wenn das mal kein Zeichen ist) Leider ist der Weg etwas länger als erwartet, da der erste Eingang, den wir anstreben, den V.I.Ps vorbehalten ist, und der abwertende Blick des Türstehers zeigt uns schnell, dass er uns nicht als solche ansieht. Nun gut also weiter zum nächsten Zugang. Hier kommen diesmal nur Mitglieder des Racing Clubs rein. Da wir mit dem entsprechenden Membership Abzeichen nicht aufwarten können, werden wir weitergeschickt. Mitterweile sind wir schon fast um die halbe Rennbahn gelaufen (und ich dachte das sei heute abend den Pferden vorbehalten). Dann taucht er doch noch auf, der Eingang für das einfache Volk und die Touristen. Die Vorlage eines gültigen Reisepasses beschert uns immerhin kostenlosen Eintritt.
Auf der Rennbahn müssen wir uns erstmal orientieren. Kaum angekommen werden wir auch schon fotografiert. Im Austausch für unseren Namen und einer Emailadresse bekommen wir zwei Freibier sowie Versprechen, dass wir die Gewinnchance auf 3000 HK Dollar haben und die Fotos auf Facebook publiziert werden (dort haben wir sie leider nie gefunden). Nun ich habe meinen Namen schon für weitaus weniger verraten. Ausgerüstet mit einem kühlen Blonden Marke schmerzkalt studieren wir die Pferde die das erste Rennen bestreiten sollen. Diese werden dem interessierten Publikum vorgeführt, so dass die Kenner gleich sehen können, wer den heute gut in Form ist. Uns fällt die Nummer 5 ins Auge. Macht einen sehr temperamentvollen Eindruck. Da geht was! Bevor ich jedoch die Urlaubskasse riskiere will ich meine eher rudimentären Pferdekenntnisse lieber einem Stresstest unterziehen und setze nur gedanklich auf Sieg für die Nummer 5.
Wenige Minuten später beginnt das Rennen, Nummer 5 scheint den Start etwas verschlafen zu haben und geht als 10ter (von 12!) in die erste Kurve. Die Pferde verschwinden aus unserem Blickfeld und wir verfolgen den Rennverlauf auf der großen Stadionanzeige. Nach dem Motto Nummer 5 lebt, macht das gute Pferdin der Kurve 2 Plätze gut. Hoffnung keimt auf. Zieh, zieh, zieh alterJunge!...
Die Pferde biegen auf die Zielgeraden und frei nach Bruno Moravetz denke ich "Nummer 5, wo bleibt Nummer 5?". Weit abgeschlagen als 9ter kommt er ins Ziel.
Also gut, auf unser eigenes (nicht vorhandens) Fachwissen können wir uns nicht verlassen. Na dann fragen wir doch mal die Fachleute. Für das nächste Rennen studieren wir die Wettquoten. Schnell ist der 3:1 Topfavorite Goldstar (der Name scheint Programm zu sein) ausgemacht. Die Nummer 8 hingegen scheint eine richtige Graupe zu sein. Die Quote auf Sieg steht bei 99:1. Rein äußerlich sehe ich nicht wirklich einen Unterschied zwischen den Beiden, aber nun ja die Buchmacher werden es schon wissen.
Wir wetten wieder nicht, sondern wollen, gewarnt durch das erste Rennen, erstmal schauen, wie gut die Wettquoten den Rennausgang vorhersagen. Eine weise Entscheidung, denn Goldstar entpuppt sich als echter Rohrkrepierer und kommt nur auf einen der hinteren Plätze ins Ziel. Die Nummer 8 hingegen wird knapp geschlagen 2ter (!). Also entweder ein klarer Fall von Manipulation oder die Buchmacher haben auch keine Ahnung. Auf wen soll man sich den jetzt verlassen?
Nun vielleicht ja auch nur ein Ausrutscher. Warten wir mal das nächste Rennen ab. Doch die Ausrutscher entpuppten sich als Regel und nicht als Ausnahmen. In den nächsten 5 Rennen gibt es nur einen Favoritensieg und bei uns reift schnell der Entschluss, dass wir auf Pferdewetten besser verzichten und uns eher ein schönes Essen gönnen. Da Pferderennen ohne den Wettkick auf Dauer eher langweilig sind, beschliessen wir dann auch, dieses Vorhaben schnell in die Tat umzusetzen und gehen zum Sushiessen.
Eine Erfahrung war der Rennbahnbesuch auf jeden Fall. Auch in Hong Kong ist er ein gesellschaftliches Ereignis (gut nicht ganz so extrem wie Ascot oder Baden Baden), wo alle hinkommen, um zu sehen und gesehen zu werden. Die Rennen spielen, außer für die wettsüchtigen Chinesen, eher eine untergeordnete Rolle. Hauptsache man ist da gewesen und kann am nächsten Tag im Büro etwas erzählen.
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