Born to be wild

(ok) Der thailändische Verkehr wird dominiert von Motorrollern oder wie es hier so schön heißt Motorbikes. Dem konnten wir uns natürlich nicht entziehen und so beschlossen wir, uns eines dieser Vehikel zu leihen und die Insel Ko Lanta zu erkunden. Laut Touristenprospekt und Bikerkarte soll es hier ja genug  lohneswerte Ziele  geben und ich muss sagen wir haben einiges an diesem Tag erlebt.

Erstes Ziel war die  Kao Mai Kaeo Cave, die so ziemlich in der Mitte der Insel liegt. Die Fahrt dort hin war schon ein kleines Abenteuer für sich. Zum einen ist der Südwesten der Insel, wo unser Hotel lag,  eher hügelig und unser kleiner Roller hatte mit 2 Europäern als Last berghoch doch schon ein wenig zu kämpfen, hat es aber letztendlich doch immer geschaff (wenn auch manchmal nur im Schritttempo).  Zum anderen weisen die Strassen teilweise recht große Schlaglöcher auf, die man geschickt umschiffen sollte, wenn man keinen Achsenbruch oder Sturz riskieren will. Das letzte Stück zur Cave besteht dann auch nur noch aus einer Lehm und Schotterpiste, die Carina aber mit Bravour meisterte.




Easy Rider
An der Cave trafen wir einen Guide, dessen Familie die Besucher durch den Dschungel zur und dann durch die Höhle führt. Er erklärte uns, dass die Tour insgesamt 2 Stunden dauern würde. Soviel Zeit hatten wir nicht, beschlossen aber an einem anderen Tag auf jeden Fall noch einmal herzukommen.
Auf dem Weg zur Old Town kamen wir am Dschungel View Restaurant vorbei. Ein gemütliches Lokal mit einem tollen Ausblick über die Ostküste der Insel. Der richtige Platz für eine Eispause.
Der Weg zur Old Town hatte dann noch ein wenig Abenteuer zu bieten, da ein Großteil der Strasse gerade Renovierungsarbeiten zum Opfer fällt und sich momentan eher als Lehmpiste darbietet. Ein leichtes Feeling von Paris Dakahr kam auf.

Die Old Town war dann mal so richtig enttäuschend. Die ganze Stadt besteht aus einem Pier und einer Strasse mit alten Gebäuden (nun wissen wir zumindest wo der Name herkommt). Dies als Touristenattraktion zu verkaufen ist marketingtechnisch schon ein Meisterwerk und sollte nicht das letzte dieser Meisterwerke für den Tag bleiben.

Old Town Main Street
Der einzige Supermarkt war ein dunkler Laden, in dem man kaum etwas erkennen konnte. Nachdem ich eine Dose ColaLight erstanden hatte und wieder ins Tageslicht getreten war, wurde mir schnell klar, dass dies wohl Absicht war. Die Cola Dose war mit einer dicken Kohlestaubschicht überdeckt, die mir im Laden gar nicht aufgefallen war. So ging das restliche Trinkwasser noch für die Dosenreinigung drauf.


Taschenlampe wäre hier nicht schlecht
Irgendwie ist der ganze Ort eher dunkel gehalten und macht einen deperimierenden und trostlosen Eindruck, so dass wir ihn schnell von der Liste der möglichen Aufenthaltsorte für die nächsten Tage strichen, hier konnte uns nur noch das Mangohouse eventuell umstimmen, wenn es die beworbene Topabsteige mit Flair sein sollte.
War es aber natürlich nicht. Es wurde gerade renoviert (wovon im internet nichts zu lesen war) und das einzige verfügbare Zimmer war eher etwas für Gruftie. Schwarzer Boden, schwarze Wände, schwarze Decke und zugige Wände und vor der Tür ein Gestank, der einem die Zehnägel hochrollt .  Zitat Carina: "Bevor ich hier das Zimmer erreiche muss ich mich schon zweimal übergeben!" Nun auf dieses "Flair" konnten wir locker verzichten.

Für 40€ die Nacht zu haben


Hier die Außenansicht

Aber es wird renoviert. 
Man beachte die thailändische Gerüstbauweise


Nichts wir raus aus der Old Town und ab zum Sea Gipsy Village (Sang GA U village), der nächsten Touristenattraktion, die man im u.a. Rahmen einer geführten Inseltour präsentiert bekommt.
Nun hier sagen Fotos wohl mehr als Worte.




Schnell wieder rauf auf den Roller und nichts wie weg. Auf dem Rückweg ging uns dann so langsam der Sprit aus und die nächste Tankstelle war geschlossen. Da half nur eins, halten am nächsten Strassenverkaaufsstand und ne Cola gekauft. Naja eigentlich nur eine Cola Flasche, die statt Cola Benzin enthielt. Hier wird freie Tankstelle eben noch etwas anders interpretiert.

Freie Tankstelle
 


Auf dem Rückweg hielten wir in einem weiteren Dschungel Restaurant mit herrlichem Blick und hatten unsere erste Begegnung mit einer freilebenden Schlange.


Hier erfuhren wir auch wie weit weg von der Heimat wird doch sind.

Far, far away
 Nach einem leckeren Essen ging es satt und zufieden zurück zum Hotel.

Tierische Begegnungen | Animal Encounters




Mutter und Kind


Riesen-Straßen-Kakerlake. Längst überfällig...



ALARM! Riesen Heuschrecke! | Giant Grasshopper!




Tiger Cave Dog
 
 Tiger Cave Monkey





I don´t know what it is! Do you? Found it under the mosquito net, inside the bed under the blanket... 
No good sleep that night.


Batmans :-)

 
Hut-Cat

 
Lizzard caught in the bathromm. Good insect killer.





Giant black wasp (?)




Snake watching our lunchbreak.



Essen aus der Toilette

(ok) Habt ihr schon einmal aus einem Pissoir getrunken oder aus der Toilette gegessen?
Nein?
Wir schon! 
Warum wir das getan haben?  Nun ich könnte sagen  "Wir waren jung und brauchten das Geld" oder "kurz vor dem Verhungern und Verdursten ist man nicht sehr wählerisch", aber das würde nicht stimmen, den wir hatten an dem Tag gut gefrühstückt und das Geld war uns glücklicherweise auch noch nicht ausgegangen. Wir haben auch nicht an einer dieser durchgeknallten asiatischen Spielshows Marke "Takeshi Castle" teilgenommen. 
Nein, der Grund war viel profaner. Es ging um Quote! Um die Quote hochzuhalten muss man heutzutage ja schon das Extreme bieten. Man nehme da als Beispiel das Fernsehen. Jackass, Dschungel Camp, Fear Factor etc. . Nur mit dem Besonderen kann man sich von der breiten Masse abheben. Ekelfaktor ist immer eine gute Wahl, da er den Voyerismus der Gesellschaft gut befriedigt. Jeder denkt  "Igitt, wie kann man nur", aber sehen wollen wir es dann doch, ansonsten läßt sich  die Quote vom Dschungel Camp kaum erklären.

Auf diese Schiene sind wir nun auch aufgesprungen und da wir was Neues bieten wollten haben wir halt aus der Toilette gegessen und uns dabei natürlich fotografiert (ohne Beweise könnte ich hier ja viel schreiben).

Warnung für Leser mit empfindlichen Magen. Die nächsten Fotos sind nichts für schwache Nerven. Anschauen auf eigene Gefahr.



Oli trinkt aus dem Pissoir
 
Carina sehr skeptisch vor der Kloschüssel, aber sie hat es gegessen



Unser Menü nochmal im Überblick 

Und der Höhepunkt zum Nachtisch

Nase zu und durch

Okay, okay, ich habe  etwas übertrieben. Wir haben natürlich nicht aus einer Toileete gegessen. Wir waren im Modern Toilette Restaurant (Hong Kongs wohl sauberster  Toilette). Hier dreht sich alles um das Badezimmer. Man sitzt auf Toilettenschüsseln während man aus den selbigen isst.  
 
Das Mobiliar
Das Essen war ganz okay, aber es ging ja auch mehr um das Ambiente. Auf jeden Fall kommt es ganz gut an und die Gäste haben ihren Spaß.



 Wir sind durch Zufall und ein Werbemaskottchen drauf gestoßen und haben es mal ausprobiert.
Wieso das Maskottchen nun rosa und nicht braun ist, weiß ich nicht
Also  alles halb so wild, aber ich hoffe auch wenn wir nicht das Extreme bieten können, lest ihr doch fleißig weiter unseren Blog.

China – Halbwissen. Oder was fällt Dir spontan ein?

  • (ck) Kleine Menschen mit Schlitzaugen und Gelber Haut.
  • Ein- Kind-Politik.
  • Kulinarisch: Frühlingsrolle, 23b Süß-Sauer, Haustiere und Insekten im Kochtopf.
  • Martial Arts und Kung-Fu-Mönche.
  • Mao und Kulturrevolution.
  • Tor- und Platz des Himmlischen Friedens und Verbotene Stadt.
  • Millionen Fahrräder und Rikschas.
  • Plastik-Fantastik-Massenproduktion, die den Weltmarkt überschwemmt.
  • Drachen, Fabelwesen und Große-Mauer.    
Also! 
Im Schnitt sollen Chinesen wohl kleine Menschen sein, sie sind aber nicht alle gleich groß / klein. Es ist wie überall, alle Körpergrößen und Formen sind repräsentiert. Man hat im Verlgeich dann aber schon den Eindruck, zu den Größeren zu gehören, ausserdem sticht man mit hellen Haaren, runden Augen und "Langer Nase" natürlich aus der Masse heraus. Als "Langnasen" werden wir übrigens von den meisten asiatischen Völkern bezeichnet.



Gelbe Menschen gibt es nur bei Matt Groening, jedenfalls sind mir keine Simpsons  begegnet. Es gibt alle Farbnuancen, blass sein ist begehrt. Man gibt sich jedenfalls große Mühe ungebräunt zu bleiben. Regenschirme werden auch bei Sonnenschein benutzt, hautbleichende Cremes und Peelings gibt es wie bei uns Selbstbräuner, auch fast weißes Makeup wird gerne verwendet, sieht teils etwas ungesund aus.


Schlitzaugen. Bevor nun jemand auf falsche Gedanken kommt: Es ist meinerseits wertfrei und  dient nur als bildliche Beschreibung des biologischen Merkmals, gell! Einen, eventuell besseren, vielleicht politisch korrekten Ausdruck darf man mir dennoch gerne unterbreiten. Mandelaugen finde ich allerdings auch nicht sinniger. Wie auch immer, vor allem junge Chinesen eifern westlichem Aussehen nach. Konzentriert man sich mal nur auf die Äusserlichkeiten der Menschen um einen herum (quasi eine Fotografen-Berufskrankheit :-), sind einige Verschönerung zu sehen. Die häufigste Schönheitsoperation hat mit den Augen zu tun: Ambulant und unter örtlicher Betäubung wird eine zweite Lidfalte geschnitten. Auch Anhebung der Augenbrauen und Aufpolsterung der Wangenknochen sollen den eher flachen Gesichtern mehr Kontur verleihen.



„Nur-ein-Kind!?“ Als Gegenmaßnahme zur Bevölkerungsexplosion (1950 ca. 560 Mio. Chinesen; 2005 ca. 1.300 Mio. Chinesen) stattlich verodnet.  Ausnahmeregelungen die ein zweites Kind erlauben sind möglich, wenn z.B. bei der Landbevölkerung das erste Kind ein Mädchen ist oder bei den Städtern beide Eltern selbst Einzelkinder sind. Kinder werden, wenn auch etwas ruppiger als bei uns, verhätschelt und vertätschelt.



 

Das Essensangebot ist unglaublich und für Europäer wohl nicht zu durchschauen!
Teils auch nicht zu identifizieren. Aber fast immer lecker und günstig. Dazu wird´s noch einen eigenen Blog geben.



Kampfkunst. Ich habe keine kämpfenden Menschen gesehen, aber einige sportliche Freizeitgruppen. Allen voran Rentner, sie treffen sich auf Bürgersteigen oder in Parks zum Thai-Chi und führen, teils mit Schwertern geschmeidige Bewegungen auf, ebenso werden Formen von Square-Dance und Indiaca betrieben.  






Mönche. Sind in den orange farbigen Kutten nicht zu übersehen, in China habe ich aber keine gesichtet. Dafür viele in Thailand. Übrigens gibt es auch Nonnen. Sie tragen weiße Gewänder und haben kurz geschorene Haare. Wie auch immer, niemand hat Kunststücke vorgeführt.  
 

Mao. Offiziell „Der große Vorsitzende Mao“. Obwohl schon 1973 verstorben sehr präsent und  hoch verehrt. Etwas verwirrend angesichts der geschätzten knapp 80 Millionen Todesopfer (aus dem eigenen Volk!), die seine ca. 30 Jahre währende Führerschaft forderte. Seine Leiche wird natürlich auch hoch verehrt. Auch ich durfte sie in Augenschein nehmen, dazu später mehr.




    Mao Konterfei am Tor des Himmlischen Friedens.

Das Tor des Himmlischen Friedens (chin. Tian´anmen) und der dazugehörige Platz des Himmlischen Friedens sind in ihren Ausmaßen sehr beeindruckend.

Der Platz erlangte 1989 traurige Berühmtheit durch blutig niedergeschlagene Reformdemonstrationen. Die geschätzten Opferzahlen variieren von ca. 200 bis 10.000 Toten und einer Vielzahl Verletzter (eine Widerstandsbewegung, mit der wir in Hong-Kong Bekanntschaft machten, ist international aktiv).

 
Die querende Strasse ist für die typischen bombastischen Aufmärsche und Militärparaden wie geschaffen. Nebeneinander herfahrenden Panzern, Geschützen, Atomraketen-Trägern und zigtausenden Uniformierten im Stechschritt bietet sie den perfekten „Catwalk“. 

Die alljährlichen Vorbereitungen und Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag (1. Oktober) sind in diesem Jahr besonders aufwändig ausgefallen, da man auch das 60-jährige Bestehens der Volksrepublik feierte. Wir durften die Aufregung miterleben, dazu später mehr.


Das Ausmaß der "Verbotenen Stadt" erfährt man am besten von oben. Man geht dazu einfach in den nördlich des Wassergrabens gelegenen "Jingshan"-Park und steigt auf den höchsten der Kohlehügel.



Fahrräder und Rikschas. Ob Katie Melua mit den besungenen „Nine Million Bicycles“ in Peking richtig liegt kann ich nicht sagen, aber es sind sehr, sehr viele, meist traditionell gehaltene Fahrräder und allerhand Mopeds (teils elektrisch! betrieben) unterwegs.

Fahrrad-Reparatur-Fachbetrieb




Rikschas mit Muskelkraftantrieb gibt es nur noch als Touristenattraktion im Park. 


Sie wurden längst von Motorrikschas abgelöst, die laut und waghalsig durch die kleinste Lücke knattern. Offiziell sind sie im Stadtbild nicht mehr erwünscht und sollen nach und nach PKW-Taxen weichen. Wie Rikschafahren ist, kann man hier erfahren.




Plastik-Fantastik. Ja, hier wird alles in Masse gemacht, die Arbeitskräfte sind zahlreich, billig, anspruchslos und Raubkopiererei ist ohne schlechtes Gewissen machbar. Viele Produkte machen einen kurzlebigen Eindruck, bunt und laut ist sehr geschätzt.


Expo-2010-Shanghai-Maskotchen wird in der U-Bahn gehandelt



Drachen und Fabelwesen sind als Malereien, Skulpturen und Reliefs verbreitet und sehr schön anzuschauen.
Skulpturen in der Verbotenen Stadt


Das alles verblasst allerdings angesichts der „Großen Mauer“. Sie verdient zwei extra Posts. Natürlich verfasst von Oli, er war ganz begeistert und wäre wohl heute noch am Klettern, hätten wir nicht weiter reisen müssen... Hier geht´s zur Mauer:
"Chinesische Mauer - Reisetipps"  und  "Chinesische Mauer - Unser Besuch"


Nih hau! sagt der Fuchs zum Raben

(ok). Kennt ihr auch die Fabel vom Fuchs und dem Raben?  Ich habe die mal in der Schule lesen und interpretieren müssen. Für alle, die sie nicht kennen bzw. sich nicht mehr erinnern, hier eine kurze Zusammenfassung.
Ein Rabe hat ein Stück Käse gefunden und sitzt damit auf einem Baum. Dies sieht ein Fuchs und er will den Käse gerne haben. Er schmeichelt dem Raben und erzählt ihm, dass er gut aussehe und wenn er noch gut singen könne, dann solle er wohl der König der Vögel sein. Der Rabe will daraufhin beweisen, dass er gut singen kann, krächzt mal rauf los und läßt dabei natürlich den Käse fallen, den der Fuchs sich dann holt. Moral der Geschichte: Eitelkeit schadet Dir nur.
Warum erzähle ich das hier? Nun wir waren gerade rechtzeitig zum traditionellen Mooncake and Lantern (Laternen) Festival in Hong Kong.  Eine große Veranstaltung mit vielen Lampions und Laternen fand im Viktoria Park statt und war vor allem für Kinder gedacht. So quasi ein chinesisches St. Martin.

 Laterne, Laterne...
 
in Farbe und bunt
 

 
Chinesische Lampionkunst

Hier gab es dann auch ein paar Aufführungen und unter anderem ein chinesisches Schattenspiel, ähnlich dem Kaspertheater, was man bei uns kennt. Da wurde dann doch tatsächlich genau die Geschichte vom Fuchs und dem Raben aufgeführt. Auf chinesisch versteht sich und daher sagt der Fuchs auch nicht "Hallo" sondern "Ni hau" zum Raben. Das war übrigens auch das Einzige, was ich verstanden habe, aber Bilder sagen ja mehr als Worte. Die Geschichte wurde noch etwas ausgeschmückt. Der Rabe ließ den Käse nicht gleich fallen, sondern legte ihn schlauerweise auf dem Ast ab, bevor er krächzte, daher mußte der Fuchs ihm noch fragen, ob er auch gut tanzen könne. Klar, antwortete der Rabe und hüpfte auf dem Ast rum und dadurch viel der Käse dann doch runter.
Ich fand es einfach sehr interessant, dass man sich in einem völlig anderen Kulturkreis bewegt und dann doch dieselben Geschichte erzählt werden  Was zeigt, die Welt ist doch klein und vielleicht sind wir doch nicht so verschieden, wie wir immer denken.

Übrigens: Das moderne Kind von heute, schleppt keine Laterne mehr, sondern trägt Knickleuchtstäbe. Also nicht wundern beim nächsten Martinssingen.












Fever after Fightnight

(ok) Heute Nacht bin ich aufgewacht, dank der Klimaanlage hatten wir angenehme 22 Grad im Raum und trotzdem war ich schweißgebadet und die nasse Bettwäsche zeugte davon, dass ich schon des längeren vor mich hinschwitzte. Schnell ging ich die möglichen Ursachen in Gedanken durch. "Ein Albtraum?" Mmh, eher nicht. „Oh Gott, eine Malariaerkrankung auf Grund der zahlreichen Moskitostiche!" Aber müsste ich mich dann nicht krank fühlen und weiter Symptome aufweisen? Davon gab es aber keine Spur. Blieb also nur noch ein Grund. Mein Fight mit dem PAPAYA-NUDEL-SALAT.
Diesen Salat hatten wir zum Abendesse bestellt. Wohlweislich mit dem Zusatz „just a little bit spicy (jalbs) please! Leider ging die Definition von „jalbs“ des Koches mit der unserigen nicht ganz konform und so kam es zu folgendem Zweikampf

Kampfkommentar:

Meine Damen und Herren, der heutige Kampf ist angesetzt auf ca. 30 Runden (Bissen). 
In der roten Ecke der Herausforderer Oliver Klueglich. Sein Kampfgewicht 80kg + x. Er tritt an ausgestattet mit den Geschmacksnerven eines Durchschittseuropäers. 
In der blauen Ecke, der ungeschlagene Championaus Thailand. Der Papay Nudel Salat mit einem Kampfgewicht von ca. 250gr. Seine Waffe: Chili


Ladies and Gentlemen, lets get ready to ruuuuuuuuuuuuummmmmmmmmbleeeeeeee.

Ringfrei zu Runde (Bissen) 1:
Der Herausforderer geht gleich offensiv zur Sache und füllt seine Gabel mit einer großen Portion. Es scheint, als wolle er nicht über die vollen 30 Bissen gehen, sondern nach einer schnellen Entscheidung suchen.  Doch was ist das? Er ringt nach Luft, sein Zwergfell verkrampft und es sieht so aus..moment... ja tatsächlich, er hat einen Schluckauf und auch sein Nasseninhalt scheint sich zu verflüssigen. Was für ein Konter des Champion! Das ist Chilieinsatz der Extraklasse. 

Diese Runde geht klar an den Champion. Mit dieser Schärfe hat der Herausforder nicht gerechnet. Es scheint, als sei er völlig auf dem falschen Fuss erwischt worden, und er sieht schon sehr angeschlagen aus.

Ringfrei zu Runde: 
Wie in der ersten Runde kommt die erste Attacke vom Herausforderer. Er hat aus der ersten Runde gelernt und geht etwas kontrollierter zur Sache. Aber wieder fängt er sich einen harten Konter des Champ. Oh weh, ein Schlag voll durch die Deckung, das dürfte die Lippen und die Zunge in Mitleidenschaft gezogen haben. Ja, man sieht es ganz deutlich, sie sind betäubt. Das wird ihn beeinträchtigen und das zu einem so frühen Zeitpunkt des Kampfes. Ob er das durchstehen wird? 
Auch die zweite Runde ist damit eindeutig beim Champion. Was macht der Herausforder jetzt. Er nutzt die Ringpause und trinkt gierig ein Glas Wasser. Das sollte er nicht tun, das wird ihm nicht helfen, sondern eher schaden!
(Anmerkung von mir: Stimmt, das Wasser schien das Chili nur anzuspornen, seine Intensität noch zu erhöhen)
Ringfrei zu Runde 3:
Die Kontrahenten belauern sich. Angriff des Herausforderers. Ah, er ist umgestiegen auf die "kaue nicht lange sondern schlucke bevor sich die Wirkung im Mund ausbreiten kann" Taktik. Das ist schon ein Verzweiflungsmanöver und zeigt seine Ratlosigkeit. So kann man den Champ nicht bezwingen. Papaya schlägt sogleich mit einem harten Speiseröhrenverätzungsversuch zurück. Das wird Wirkung zeigen. Und in der Tat, der Herausforder läuft rot an, kann er diesen Wirkungstreffer noch wegstecken? Nein... Das Handtuch kommt geflogen. Aus, aus, der Kampf ist aus! Technischer K.O in der dritten Runde.
Alter und neuer Champion: PAPAYA-NUDEL-SALAT
Unser Mitgefühl gilt dem Herausfoder, den es schlimm erwischt hat. Mit einem Glas Milch wird gerade versucht, seine größten Qualen zu lindern. Da wird er heute Nacht noch ein wenig leiden müssen.
Mit diesen Bildern verabschieden wir uns von der heutigen Veranstaltung.

Jetzt Stunden später führten die 3 Bissen Salat zu einer Art Kernschmelze im Reaktor meines Körpers. Alle Brennstäbe arbeiteten am Limit und alle Bakterien und Erreger in meinem Magen, die dort nicht hingehörten vergingen in diesem Fegefeuer jämmerlich.  Eine Reinigung durch künstliches Fieber sozusagen. Eigentlich gar nicht so schlecht.

Zu meiner Ehrenrettung sei gesagt: Auf Nachfrage beim Kochen haben wir später erfahren, dass das „Just a little bit spicy“ bei ihm nicht angekommen war, so dass die für Thailand üblichen 4 Chilis im Salat waren und nicht nur wie gewünscht eine. Dies führte zu einer nachträglichen Disqualifikation des Champions, so dass der Titel jetzt vakant ist. Ich werde aber ganz sicher nicht nochmal antreten.

Mit Pferdewetten die Urlaubskasse aufbessern

(ok) Jeden Mittwoch finden in Hong Kong Island auf dem Happy Valley Racetrack, der noch von den Briten erbaut worden ist, Pferderennen stattt. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und wer weiß, vielleicht kann man ja auch ein wenig die Urlaubskasse aufbessern.
Die Rennstrecke befindet sich ganz in der Nähen von unserem Hotel (also wenn das mal kein Zeichen ist) Leider ist der Weg etwas länger als erwartet, da der erste Eingang, den wir anstreben, den V.I.Ps vorbehalten ist, und der abwertende Blick des Türstehers zeigt uns schnell, dass er uns nicht als solche ansieht. Nun gut also weiter zum nächsten Zugang. Hier kommen diesmal nur Mitglieder des Racing Clubs rein. Da wir mit dem entsprechenden Membership Abzeichen nicht aufwarten können, werden wir weitergeschickt. Mitterweile sind wir schon fast um die halbe Rennbahn gelaufen (und ich dachte das sei heute abend den Pferden vorbehalten). Dann taucht er doch noch auf, der Eingang für das einfache Volk und die Touristen. Die Vorlage eines gültigen Reisepasses beschert uns immerhin kostenlosen Eintritt.
Auf der Rennbahn müssen wir uns erstmal orientieren. Kaum angekommen werden wir auch schon fotografiert. Im Austausch für unseren Namen und einer Emailadresse bekommen wir zwei Freibier sowie Versprechen, dass wir die Gewinnchance auf 3000 HK Dollar haben und die Fotos auf Facebook publiziert werden (dort haben wir sie leider nie gefunden). Nun ich habe meinen Namen schon für weitaus weniger verraten. Ausgerüstet mit einem kühlen Blonden Marke schmerzkalt studieren wir die Pferde die das erste Rennen bestreiten sollen. Diese werden dem interessierten Publikum vorgeführt, so dass die Kenner gleich sehen können, wer den heute gut in Form ist. Uns fällt die Nummer 5 ins Auge. Macht einen sehr temperamentvollen Eindruck. Da geht was! Bevor ich jedoch die Urlaubskasse riskiere will ich meine eher rudimentären Pferdekenntnisse lieber einem Stresstest unterziehen und setze nur gedanklich auf Sieg für die Nummer 5.
Wenige Minuten später beginnt das Rennen, Nummer 5 scheint den Start etwas verschlafen zu haben und geht als 10ter (von 12!) in die erste Kurve. Die Pferde verschwinden aus unserem Blickfeld und wir verfolgen den Rennverlauf auf der großen Stadionanzeige. Nach dem Motto Nummer 5 lebt, macht das gute Pferdin der Kurve 2 Plätze gut. Hoffnung keimt auf. Zieh, zieh, zieh alterJunge!...
Die Pferde biegen auf die Zielgeraden und frei nach Bruno Moravetz denke ich  "Nummer 5, wo bleibt Nummer 5?".  Weit abgeschlagen als 9ter kommt er ins Ziel.
Also gut, auf unser eigenes (nicht vorhandens) Fachwissen können wir uns nicht verlassen. Na dann fragen wir doch mal die Fachleute. Für das nächste Rennen studieren wir die Wettquoten. Schnell ist der 3:1 Topfavorite Goldstar (der Name scheint Programm zu sein) ausgemacht. Die Nummer 8 hingegen scheint eine richtige Graupe zu sein. Die Quote auf Sieg steht bei 99:1.  Rein äußerlich sehe ich nicht wirklich einen Unterschied zwischen den Beiden, aber nun ja die Buchmacher werden es schon wissen.
Wir wetten wieder nicht, sondern wollen, gewarnt durch das erste Rennen, erstmal schauen, wie gut die Wettquoten den Rennausgang vorhersagen. Eine weise Entscheidung, denn Goldstar entpuppt sich als echter Rohrkrepierer und kommt nur auf einen der hinteren Plätze ins Ziel. Die Nummer 8 hingegen wird knapp geschlagen 2ter (!). Also entweder ein klarer Fall von Manipulation oder die Buchmacher haben auch keine Ahnung. Auf wen soll man sich den jetzt verlassen?
Nun vielleicht ja auch nur ein Ausrutscher. Warten wir mal das nächste Rennen ab. Doch die Ausrutscher entpuppten sich als Regel und nicht als Ausnahmen. In den nächsten 5 Rennen gibt es nur einen Favoritensieg und bei uns reift schnell der Entschluss, dass wir auf Pferdewetten besser verzichten und uns eher ein schönes Essen gönnen. Da Pferderennen ohne den Wettkick auf Dauer eher langweilig sind, beschliessen wir dann auch, dieses Vorhaben schnell in die Tat umzusetzen und gehen zum Sushiessen.
Eine Erfahrung war der Rennbahnbesuch auf jeden Fall. Auch in Hong Kong ist er ein gesellschaftliches Ereignis (gut nicht ganz so extrem wie Ascot oder Baden Baden), wo alle hinkommen, um zu sehen und gesehen zu werden. Die Rennen spielen, außer für die wettsüchtigen Chinesen, eher eine untergeordnete Rolle. Hauptsache man ist da gewesen und kann am nächsten Tag im Büro etwas erzählen.

Eine Führung vergleichbar mit Junk Food

(ok) Auf der Hong Konger Pferderennbahn im Happy Valley wird für Touristen während der Rennen auch eine kostenlose Führung angeboten. Für uns als Rennbahnnovizen schien das eine interessante Sache zu sein, und wir trugen uns gleich mal in die Teilnehmerliste ein. Die hat im übrigen später niemand mehr kontrolliert.
Da wir bis zum Beginn der Führung um 20 Uhr noch eine Stunde Zeit hatten, erkundeten wir die Örtlichkeiten schon mal auf eigene Faust. Da gab es Allerlei Fress- und Getränkebuden, einen Bereich, wo Ross und Reiter vor jedem Rennen begutachtet werden konnten und natürlich zahlreiche Schalter und Automaten zur Annahme der Wettscheine. Der Rest war für uns nicht zugänglich und so suchten wir uns einen guten Platz von wo aus wir Zieleinlauf, Anzeigetafel und Pferdeshows bestens im Blick hatten. Von da beobachteten wir die ersten Rennen. Kurz vor acht gaben wir diesen Standort schweren Herzens auf, freuten uns aber auf eine interessante Führung.
Der Tourguide war schnell gefunden, in seinem hellblauen Anzug Marke "2 Nummern zu groß" war er auch schwer zu übersehen. Schon nach der Begrüßung stellten wir uns mal wieder die Frage, die uns auch in Festland-China schon so oft in den Sinn gekommen war, "Warum bloß wird für Aufgaben, die es erforderlich machen, in englischer Sprache zu kommunizieren, immer jemand ausgewählt, der so gut wie kein Englisch spricht?"
Aber er gab sich ja alle Mühe und solange man keine Fragen stellte, auf die er keine auswendig gelernte Antwort wusste, bekam man auch einen Hauch von Information.
Der Ablauf der Führung war wie folgt:
  1. Begrüßung
  2. Die Essensstände: Halt vor den Essenständen mit dem Hinweis, dass man hier etwas zu essen kaufen kann. (Ah ja, gut zu wissen, da wären wir alleine nie drauf gekommen)
  3. Der Platz auf dem Ross und Reiter vorgeführt werden: Halt vor dem Platz, wo man vor dem Rennen die Pferde begutachten kann, mit dem Hinweis, dass dies der Platz sei, wo man vor dem Rennen die Pferde begutachten kann (Wow, bei dieser Führung schien man richtig was lernen zu können)
  4. Das Ausfüllen der Wettscheine: Erklärung wie ein Wettschein auszufüllen ist (Na bitte, geht doch, endlich mal eine nützliche Info) Leider führt das Kauderwelsch Englisch dazu, dass wir nach der Erklärung genau so schlau waren wie vorher.
  5. Der beste Platz, um die Rennen zu beobachten: Er führte uns, zu dem besten Platz, um die Rennen zu beobachten, bzw. fast zu diesem Platz, da dieser natürlich belegt war. (Das darf ja wohl nicht war sein, dies war genau die Stelle, die wir vor ca. 10 Minuten verlassen hatten, um an der Führung teilzunehmen)
  6. Verabschiedung: Als wir glaubte, dass wir jetzt noch den Bereich der Rennbahn sehen würden, wo man als normaler Besucher sonst nicht hinkommt, erklärte unser Guide die Führung für beendet, verabschiedete sich und verschwand in der Menge.
Die Ganze Veranstaltung hat ca. 10 Minuten gedauert und wenn ich dafür bezahlt hätte, dann würde ich sie als Nepp des Jahres bezeichnen. So bleibt sie mir als Junk Food (Informationswert gleich Null und im nachhinein fragt man sich, warum man sie konsumiert hat) Führung in Erinnernung.