Wal - Dort bläßt er!

In Australien hatten wir die Walsaison noch um einen Monat verpasst, daher wollten wir uns die Gelegenheit, einen Wal in Natura zu sehen, in Neuseeland nicht entgehen lassen. Also machten wir uns auf nach Kaikoura, einer kleinen Stadt an der Nordostküste der Südinsel, die dafür bekannt ist, dass man dort das ganze Jahr über Pottwale bewundern kann. Leider waren wir nicht die Einzigen, die dieses Erlebnis genießen wollten, und so mussten wir noch eine Übernachtung dranhängen, da wir keine Tickets für den gewünschten Termin mehr bekamen (also unbedingt vorbuchen!).
Voll Vorfreude holten wir dann unsere Tickets ab und betrachteten dabei mit leicht gemischten Gefühlen die Anzeige über dem Counter "Seasickness probability today: Medium Level". Na ja, kann ja nicht so schlimm werden (oh doch, es kann!).
Mit dem Highspeed Katamaran ging es dann auf´s  Meer hinaus.
 Ja wo ist der denn der Wal?
Die Wale hatten sich ein Plätzchen ein gutes Stück (ca 12 Seemeilen) vor der Küste ausgesucht und so musste der Skipper Tempo machen, um im Zeitplan zu bleiben. Also eine Achterbahnfahrt ist nichts dagegen. Das Boot sackte zwischen den Wellen immer mal wieder gute 2 Meter ab  und Carinas Gesichtsfarbe näherte sich langsam aber sicher der von Alpina Weiß. Jetzt wußten wir auch, warum es in der Kabine Flugzeugsitze mit entsprechenden Anschnallgurten gab und man während der Fahrt nicht aufstehen durfte (Hinweis des Tages Wenn Sie auf Toilette müssen, dann sagen sie Bescheid, der Kapitän bremst dann erst. Das war ernst gemeint!). Letztendlich schafften wir es doch unseren Zielort zu erreichen, ohne unser Frühstück rückwärts zu genießen. Wenn das der Seasickness Probability Medium Level war, dann möchte ich den Level High nicht austesten.
 Neben Walen gibt es in Kaikoura auch Robben zu bestaunen, die sich teilweise gut verstecken. Wir wären fast draufgetreten!
Näher als 10m soll man nicht heran. Bei den Zähnen weiß man warum.
Angekommen, begann dann das große Warten.  Mit Hightechausrüstung wurde  ins Wasser gelauscht. Kein Wal zu sehen. Die Nervosität bei der Crew nahm zu. Immerhin gibt die Firma eine Garantie, dass man einen Wal sieht, ansonsten erhält man 80% des Ticketpreises zurück. Über Lautsprecher wurde erklärt, was der Wal so unter Wasser treibt. Mich erinnerten die Durchsagen so langsam an die Animation bei den Abzockerspielen im Fernsehen "Der Hotbutton wird gleich zu schlagen, es kann sich nur noch um Sekunden handeln!" Hier hieß es nur: "Der Wal muss gleich Auftauchen, es kann sich nur noch um Sekunden handeln! Er ist schon so lange Unterwasser, er kann keine Luft mehr haben!" Und wie im Fernsehen schlug der Hotbutton natürlich nicht nach Sekunden zu, sprich der Wal tauchte nicht auf, sonder blieb lieber mal Unterwasser (hatte ihm wohl keiner gesagt, dass er keine Luft mehr hat).
Mittlerweile wurden wir dazu animiert, doch auch den Horizont nach verräterischen Zeichen (Wasserfontäne etc.) abzusuchen. Ich wartete nur noch darauf, dass eine Goldmünze an den Schiffsmast genagelt wird, als Belohnung für denjenigen, der den Wal zuerst sieht. Aber wir hatten ja gar keinen Mast. Gedanklich strich ich schon meine 80% Rückerstattung ein und überlegte mir, ob diese Schaukelfahrt die übrigen 20% wert war.
Dann ging es plötzlich ganz schnell. Wal in Sicht! 500 Meter von unsere Position. Alle wieder auf die Sitzplätze und mit Vollgas Richtung Wal. Was hatten wir doch gleich nochmal gebucht? Whale Watch oder Walfang?
Da war er: Unser erster Wal
Dort bläßt er!


 Durch das Luftloch wußte man zumindest, wo vorne war
Der Anblick war schon beeindruckend auch wenn ich mir noch ein wenig mehr erwartet hätte. Ich hatte da die Bilder von springenden Walen aus dem Fernsehen im Kopf. Dieser Wal  gehörte mehr zur gemütlichen Sorte und wollte nur seine Lungen füllen, um dann nach recht kurzer Zeit wieder in den Tiefen des Meeres zu verschwinden.dieser Wal hielt sich einfach nicht  an die Regeln. Erst tauchte er nicht auf und statt der versprochenen 10 bis 15 Minuten blieb er nur 5 Minuten an der Oberfläche. Da muss an der Performance noch mal gearbeitet werden. Wo kommt man denn da hin? Da ist der Tiertrainer gefragt!
Das war er also unser erster Wal in freier Wildbahn. Im nach hinein betrachtet ein nettes Erlebnis, dass wir aber bestimmt nicht wiederholen müssen. Für 5 Minuten Walbeobachtung sind die Strapazen (Seekrankheit) und der Zeitaufwand (insgesamt 3,5 Stunden) einfach zu groß. Zitat Carina: "Mir war so schlecht, ich wollte nur noch sterben. Wenn jemand eine Knockout Spritze angeboten hätte, dann hätte ich die doppelte Dosis genommen (und Carina hat Angst vor Spritzen!)". Obwohl es ihr so schlecht ging, hat sie wieder sehr gute Fotos gemacht (und das einhändig, in der anderen Hand hatte Sie die Kotztüte ;-) )

Kleiner Tipp aus eigener Erfahrung: Man sollte auf einem schwankenden Boot nicht versuchen mit einer kleine Digicam zu filmen. Verwackelt Alles und durch das fokussieren auf den Sucher wird einem kotzübel! Die Rückfahrt waren daraufhin die längsten 45 Minuten meines Lebens ;-).

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